I. Sinatra und die Welt vor dem Internetzeitalter
Eine Welt ohne Internet? Viele Jüngere können sich heute kaum vorstellen, wie sowas funktionieren konnte, viele Ältere haben sich derart ans Internet gewöhnt, daß sie schon fast vergessen haben, daß es einst eine Zeit gab, in der in den Hauptpostämtern ganze Räume mit Telefonbüchern bestückt waren. Wie sollte man sonst ohne teure Telefonauskunft als Kölner eine Hamburger Nummer herausfinden? Für Fahrplanauskünfte gab es bei der Bahn dicke Kursbücher, wer aber als Münchner vor seiner Reise nach Flensburg schon mal vorrecherchieren wollte, wie er am Zielort vom Hauptbahnhof mit dem Bus weiterkommt, dem blieb nichts anderes übrig, als sich ans Telefon zu setzen und darauf zu hoffen, einen freundlichen Mitarbeiter eines Fremdenverkehrsbüros oder einer Verkehrsgesellschaft zu finden – geklappt hat das längst nicht immer.
Gleichgesinnte zu finden, war für die Masse der Menschen noch ein recht einfaches Unterfangen, schließlich ist der Mensch ein Zoon Politikon und nicht erst seit der Antike ein geselliges und nach gesellschaftlichem Umgang suchendes Wesen.
Wer sich für Fußball interessiert, der findet Gleichgesinnte in einem Fußballverein, wer politisch interessiert ist, kann sich in einer Partei seiner jeweiligen Weltanschauung engagieren. Personen mit ähnlicher ökonomischer und sozialer Stellung finden sich in Gewerkschaften, Arbeitnehmerverbänden, Lobbygruppen, Hausfrauen-, Vertriebenen- und Bauernverbänden etc. wieder. Die Dorfjugend trifft sich in der Disko, im Feuerwehr- oder Schützenverein, in den Städten bietet sich in der Regel ein vielfältigeres Angebot verschiedener Sport- und Themenvereinen: ob Angeln, Tennis, Kaninchenzucht, Modellbahnbau und Kirchenchor, je größer die Stadt, desto größer ist meist die Bandbreite der Angebotspalette.
Ein Problem war es in der Vorinternetzeit allerdings, Gleichgesinnte zu finden, wenn das Interessensgebiet ein sehr seltenes Nischenthema darstellte. Selbst in Millionenstädten wie Berlin und Hamburg war es schwierig, Gleichgesinnte zu finden, die bestimmte Extremsportarten betrieben oder sich für spezielle Künstler interessierten.
Bedeutende populäre Künstler wie Sänger und Filmschauspieler hatten schon immer andere Menschen in ihren Bann gezogen. Daß sich Anhänger solcher Künstler in organisierten Zirkeln zusammenschließen, ist ein altbekanntes Phänomen. Sinatra-Enthusiasten organisierten sich in den USA der 40er Jahre in zahllosen Fanklubs, in der Bundesrepublik gab es unzählige Klubs und Vereine, die sich Künstlern aller Art widmeten, sogar in der DDR wurden Interessensgemeinschaften zum Thema „Elvis Presley“ zugelassen. Je populärer ein Star in einer Region war, desto einfacher ließen sich Personen finden, die an der Gründung eines Vereins oder Klubs interessiert waren. Wie fand man sich in der Vorinternetzeit?
Das war nicht immer einfach. Gelegentlich berichteten Lokalzeitungen und Wochenblättchen von diversen Klubtreffen, einige Jugend- und Musikzeitschriften hatten eine Rubrik „Klubadressen“ mit den Postanschriften der Fanklubs, und gelegentlich wurden sogar im Fernsehen Autogrammadressen eingeblendet, die man als ersten Anlaufpunkt nehmen konnte (legendär waren solche Einblendungen z.B. bei der „ZDF-Hitparade“). Die Sekretärinnen der Künstler sollen in vielen Fällen bereitwillig Auskunft über die Existenz der Klubs gegeben haben.
Wer sich aber in den späten 80ern und frühen 90er Jahren in Deutschland mit Frank Sinatra beschäftigen wollte, der suchte nach solchen Kontaktadressen vergebens. Frank Sinatra? – Fehlanzeige! In der Loseblattsammlung der Munzinger Biographien tauchte zwar eine Anschrift Sinatras in den USA auf, es gab gelegentliche Hinweise auf Sinatra-Vereine im englischsprachigen Raum, einen deutschsprachigen Sinatra-Klub suchte man aber erfolglos. Sinatra war zwar in Deutschland noch recht populär, wenigstens einige seiner Platten, CDs und MCs bekam man in den meisten Plattenläden und seine Filme liefen regelmäßig im Fernsehen, aber das Interesse, sich über Sinatra auszutauschen, war offenbar dann doch nicht da, so schien es.
Was sollte man tun? Eine Anzeige in einer Zeitschrift aufgeben: „Gleichgesinnte für die Gründung eines deutschen Sinatra-Vereins gesucht“? Die Idee war beim Autor dieser Zeilen da, aber der Aufwand schien zu groß. Ein solcher Verein kann nur durch einen aufwendigen Schriftwechsel zusammengehalten werden, soviel war klar. Und überhaupt müßte ja erstmal wenigstens ein Gleichgesinnter gefunden werden.
1991 und 1993 gab Sinatra dann noch einmal Konzerte in Deutschland. DIE Gelegenheit, Kontakte zu schmieden und vielleicht endlich was zustandezubringen … dachte man, aber … es kam wieder nicht dazu. Zwar hat es – wie wir heute wissen – zumindest beim Kölner Konzert Begegnungen von Leuten gegeben, die auch heute über die DSS miteinander in Kontakt sind, die Chance aber, Kontakte in eine Organisationsform zu pressen, blieb vertan.
II. Sinatra im Netz
1997 war das Internet noch jung, aber die Anfänge waren gemacht. Zu fast jedem Thema war schon was zu finden. Nicht ansatzweise so viel wie heute, aber immerhin. Auch über Frank Sinatra gab es ein paar Suchergebnisse, wenn man den Namen in die Suchmaschine „Altavista“ eingab. Drei(!) Ehefrauen hatte Sinatra 1997 nach Angaben eines Artikels im Netz, aus dem man auch erfahren konnte, daß er über hundert(!) Lieder aufgenommen hat. Die Suche nach anderen deutschsprachigen Sinatra-Interessenten blieb also auch 1997 vergebens. Immerhin gab es jedoch bereits einige englischsprachige „Newsgroups“ und „Mailinglisten“, in denen reges Leben herrschte. Wie vermutet gab es sie also, die „anderen“ Sinatra-Fans auf diesem Planeten. Die Isolation war durchbrochen. Was für die Fans anderer Künstler selbstverständlich war – sich mit anderen Enthusiasten austauschen zu können (verbal wie materiell) – war nun auch für Sinatra-Fans möglich, allerdings zunächst nur in englischer Sprache.
1998 sollte sich dies nun schlagartig ändern. Der Schweizer Sascha Kohler stellte fünf Monate vor dem Tode des Weltstars die erste brauchbare deutschsprachige Sinatra-Seite ins Netz. Innerhalb von wenigen Wochen entstand in unserem Sprachgebiet ein erstes kleines Netzwerk zum Thema Sinatra. Als Sinatra im Mai 1998 verstarb, trauerten seine Anhänger überall auf diesem Planeten und auch hier konnten sich die bereits Vernetzten gegenseitig Kraft und Trost spenden. Ich bewunderte Saschas Engagement für seine Seiten, die er ständig ausbaute und geschmackvoll elegant-klassisch gestaltete. Ich selbst hätte eine Sinatra-Seite anders aufgezogen, etwas lexikonartiger mit mehr Text und Infos und weniger Bildern, dachte ich mir. Ohne Sascha Konkurrenz machen zu wollen und in Absprache mit ihm stellte ich im Januar 1999 meine eigene Sinatra-Seite ins Netz, www.frank-sinatra.de war die repräsentative Domain. Unabhängig von mir startete Andreas Kroniger nur wenige Tage später seine inzwischen legendäre Seite „Sinatra – The Main Event“.
Es bestanden nun parallel zueinander drei unterschiedliche Internetseiten über Frank Sinatra, die in gewisser Weise miteinander kooperierten. Statt auf jeder Seite ein Gesprächsforum einzurichten, einigte man sich darauf, es bei nur einem zu belassen; die drei Betreiber arbeiteten zusammen, ohne sich bis dahin persönlich begegnet zu sein. Man kannte sich, aber nur aus Foren, E-Mails und Telefongesprächen.
III. Gründungsbeschluß in Düsseldorf
Im April 2000 begab sich nun Sascha Kohler auf „große Deutschlandtournee“ – er reiste zunächst von Bern nach Berlin, um dort den späteren DSS-Präsidenten Jörg Nierenz und mich zu treffen. Ein Swing-Abend im Ratskeller Köpenick und ein Besuch der „Stars in Concert“ im Estrel-Hotel in Neukölln waren die ersten Höhepunkte der Reise. Weiter ging es für Sascha von Berlin nach Kamp-Lintfort. Auf diese Fahrt begleitete ich ihn und so lernten wir gemeinsam Verena und Andreas Kroniger kennen. Innerhalb von wenigen Tagen haben sich so mehrere deutschsprachige Sinatra-Fans untereinander kennengelernt. Ich glaube für alle Genannten sprechen zu können, wenn ich diese Tage in gewisser Weise als euphorisch bezeichne. Das Gefühl der Isolation, das bis dahin die meisten Sinatra-Fans hierzulande gehabt haben dürften, war für uns nun vorbei. Ein Tag nach der Begegnung in Kamp-Lintfort sollte Saschas Reise dann noch mit einem kleinen kulturellen Höhepunkt enden: einem Besuch in der Piano-Bar „Frontpage“ am Düsseldorfer Mannesmannufer. Harald Rehbock, ein in Düsseldorf stadtbekannter Interpret von Sinatra-Liedern, betrieb diese heute nicht mehr existierende Gaststätte bereits seit vielen Jahren und trat dort regelmäßig als „Sinatra vom Rhein“ auf. Zu viert nahmen wir nun an einem dieser Konzerte teil und kamen dann auch mit Harald Rehbock ins Gespräch. Rehbocks stolze Aussage, die er vermutlich sogar nicht gegen besseres Wissen gemacht hat – „Ich habe alles von Sinatra – ich habe ja den Koffer“ – ist heute noch in der DSS ein geflügelter Ausdruck.
Im Anschluß an den Abend ging es dann zurück in die Düsseldorfer Altstadt. In einer Gaststätte wurde nun über das weitere Vorgehen beraten. Eines war klar: Sinatra sollte endlich einen deutschsprachigen Klub oder Verein bekommen. Einen Rückfall in die Zeit, in der man als Fan isoliert war und nur in seinem Kämmerlein alleine Sinatra hörte, sollte es nicht mehr geben. Der Abend in Düsseldorf endete mit einer klaren Entscheidung: Wir gründen einen deutschsprachigen Sinatra-Verein. Verena und Andreas Kroniger, Sascha Kohler und ich hatten uns an jenem Apriltag in Düsseldorf festgelegt. Die Idee zur Gründung der späteren DSS war geboren.
IV. Vorplanung und Vereinsgründung in Fürth
Nach dem Gründungsbeschluß in Düsseldorf wurde keine Zeit verloren. Nachdem alle wieder zuhause waren, wurden zahllose Chatrunden, Telefonate und E-Mail-Korrespondenzen geführt.
Wie soll unser künftiger Klub heißen? Welche Rechtsform soll er haben? Brauchen wir einen offiziellen Verein oder reicht es, einen informellen Klub zu gründen? Wollen wir eine gedruckte Vereinszeitung haben? Diese und weitere Fragen dieser Art standen im Raum.
Der Kreis der Diskutanten erweiterte sich bald um Bernhard Vogel aus Fürth, der nicht nur ein exzellenter Sinatra-Kenner, sondern auch in der englischsprachigen Sinatra-Szene gut vernetzt war.
Wenige Wochen nach unseren ersten E-Mail-Debatten konnte ich im Frühjahr 2000 Bernhard dann in Erlangen persönlich treffen.
Zu fünft wurden nun die Einzelheiten der Vereinsgründung diskutiert. Nach langer Debatte würde entschieden, die Gründung eines eingetragenen Vereins anzustreben. Ein e.V. hat einem losen Klub gegenüber natürlich Nachteile, da er deutlich unflexibler und an rechtliche Vorgaben gebunden ist, er schafft aber auch Sicherheiten und gewährt tendenziell eine größere Langlebigkeit. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits in mehreren Vereinen Mitglied war, bastelte ich aus den unterschiedlichen Satzungen den Vorschlag für die Satzung der späteren DSS. Aus dieser Zeit stammt die heute noch bestehende Aufteilung der Zuständigkeiten von Vorstand und Kongreß. Die Idee dahinter war, möglichst viele Aktive in die eigentliche Arbeit des Vereins einzubinden. In vielen anderen Vereinen ist es oft der Fall, daß ein Vorstand gewählt wird, an dem dann die ganze Arbeit hängenbleibt. Durch die Einführung eines mittleren Führungsgremiums zwischen Vorstand und jährlicher Hauptversammlung sollten hingegen möglichst viele der aktiven Mitglieder Funktionsträgerstatus erlangen können und somit näher an den Verein gebunden werden. Umstritten war zunächst noch der Vereinssitz. Kurzzeitig war erwogen worden, den Verein in der Schweiz nach Schweizer Recht zu gründen, eine Überlegung, die recht schnell verworfen wurde. Härter umkämpft war der Name. Einzig klarer Namensbestandteil war „Sinatra“. Die Wörter „Deutsche“ und „Society“ waren Ergebnisse eines langen Ringens. Letztendlich waren Argumente ausschlaggebend, den Vereinsnamen anderen bestehenden Sinatra-Societys anzupassen. So wurde der Name „Deutsche Sinatra Society“ festgelegt. Saschas Vater Rolf Kohler (†2007) entwarf für den noch ungegründeten Verein ein erstes Logo.
Schon in Düsseldorf war die Herausgabe eines Vereinsmagazins beschlossen worden. Aus diesem Grunde war auch von Anfang an in der Satzung die Funktion eines Chefredakteurs des Vereinsmagazins vorgesehen worden. Name, Format und Sprache des neuen Magazins waren lange strittig. Alle mußten Kompromisse machen. Der eine störte sich an der Festlegung von deutsch als einziger im Magazin verwendeter Sprache, dem anderen paßte das kleine DIN A5-Format nicht und wieder ein anderer konnte sich mit dem Namen „The Voice“ nicht anfreunden. Am Ende aber war das Grobkonzept beschlossen. Jetzt fehlte nur noch die offizielle Gründung. Bernhard organisiert für das knappe Dutzend interessierter Sinatra-Enthusiasten, die sich zusammengefunden hatten, nachdem die anstehende Gründung eines Sinatra-Vereins publik wurde, Unterkunft in einem Hotel in Fürth.
Am Samstag, den 5. August 2000 trafen nun Sinatra-Freunde aus allen Teilen des deutschsprachigen Raumes in Fürth zusammen, um die DSS zu gründen. In einem Biergarten wurde über die Satzung diskutiert und einige Nachbesserungen am Entwurf beschlossen. Nach einer Endabstimmung war es dann soweit: Die DSS war gegründet und der deutschsprachige Raum keine Sinatra-Diaspora mehr.
Im Anschluß an die Gründung erfolgten die Wahlen zum Vorstand, zum Kongreß und der Kassenprüfer. Damit war der Verein funktionsfähig.
Nach dem offiziellen Teil ging es zum geselligen über. Vom Biergarten zogen wir zu Bernhards Privatwohnung weiter. Zur Musik Sinatras und mit dem einen oder anderen Bier feierten wir die Gründung und freuten uns, endlich Gleichgesinnte getroffen zu haben. In später Nacht gingen die Anwesenden dazu über, bei einigen Liedern mitzusingen und in den frühen Morgenstunden des Sonntags sang man schließlich „You‘re nobody ‘til somebody loves you“ im Chor.
V. Alltag und Kontroversen
Nach dem traumhaften Gründungswochenende kehrte der Alltag ein und der neue Vorstand mußte seine Arbeit aufnehmen. Als erste und wichtigste Aufgabe galt zunächst die Herausgabe des ersten Magazins, um den Mitgliedern etwas Handfestes und Greifbares in die Hand geben zu können.
Die „The Voice“ erschien schließlich mit gewisser Verspätung und noch recht improvisiert in einen blauen Einband eingeklebt, aber immerhin sie war auf den Weg gebracht. Auch eine Homepage wurde gestaltet. Die Zahl der Mitglieder stieg langsam an, Beiträge wurden eingezahlt und über den Ort des nächsten Treffens nachgedacht. Leider herrschte im Gründungsvorstand nicht immer eitel Sonnenschein. Es kam zu der einen oder anderen Kontroverse. So einig sich alle Beteiligten in ihrer Verehrung für Frank Sinatra waren, so strittig waren Fragen über vereinsorganisatorische Dinge. Als im Sommer 2001 die Mitglieder der DSS wieder zusammenkamen – diesmal in Rheinberg am Niederrhein, war die Stimmung stark angespannt. Im Vorfeld der Jahreshauptversammlung wurden in unzähligen Kungelrunden und Einzelgesprächen bei Kronigers in Kamp-Lintfort die Fronten abgesteckt und um Mehrheiten für die anstehenden Vorstandswahlen geworben. Die DSS hätte jedem Parteitag alle Ehre gemacht.
Die eigentliche Jahreshauptversammlung verlief schließlich außerordentlich kontrovers. Fast hätte dem Verein nur ein Jahr nach seiner Gründung die Auflösung gedroht. Niemand war mehr bereit zu kandidieren, die Fronten waren verhärtet. Nur durch den spontanen Entschluß Jörg Nierenz‘, für alle unerwartet seine Kandidatur zu erklären, konnte eine Handlungsunfähigkeit der jungen DSS verhindert werden.
In der Folge der Versammlung von Rheinberg verließen einige der Gründungsmitglieder die DSS. Erst langsam erholte sich der Verein von diesen Differenzen.
VI. Allmähliche Konsolidierung
Die nächsten zwei Jahre waren geprägt durch Aufbauarbeit und Konsolidierung. Hitzige Debatten wurden weiterhin geführt, nun aber wieder verstärkt thematisch. Man besann sich wieder auf Sinatra zurück, das Erscheinen des Magazins wurde allmählich zur Routine, die Mitgliederzahl stieg wieder an.
Als im Sommer 2002 die nächste Versammlung in Berlin stattfand, war längst wieder Frieden eingekehrt und die Sitzung verlief sehr harmonisch und unkontrovers. Im Schatten der Siegessäule verbrachten wir den Abend mit dem Betrachten von Sinatra-Videos in einem kleinen Café am Großen Stern.
VII. Professionalisierung
2003 erlebte die DSS einen ordentlichen Schub nach vorn und eine deutliche Professionalisierung. Beschränkte sich eine Mitgliederversammlung bis dahin im Wesentlichen auf die eigentliche Vereinssitzung und einen anschließenden geselligen Ausklang bei Sinatra-Musik, überraschte Gastgeber Alfred Terschak uns in Wien mit einem minutiös durchorganisierten Sinatra-Wochenende. Ob bei der Stadtrundfahrt im offiziellen Reisebus von Rapid Wien, ob in Heurigenlokalen oder Kaffeehäusern, überall erwartete uns Sinatra-Musik oder Sinatra-Bezüge, nichts war dem Zufall überlassen, alles war perfekt organisiert. Man könnte meinen, Alfred hätte sogar das Wetter bestellt, das an jenem Wochenende traumhaft sonnig war. Kein Wunder, daß Alfred mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt wurde.
Das Treffen in Wien hatte neue Maßstäbe gesetzt, an denen sich alle nachfolgenden Versammlungen messen lassen müssen.
Auch ansonsten führte Alfred einige Neuerungen ein. So wurde eine ganze Kollektion von Artikeln mit dem DSS-Logo geschaffen. Ob auf Kaffeebechern, Polohemden in schwarz oder orange, ob auf Aufkleber oder Baseballmützen, überall kann man nun das von Andreas Bergmann neugestaltete Logo der DSS entdecken. Auch das Magazin erinnert kaum noch an die Anfangstage, ein Farbumschlag gehört inzwischen längst zum Standard.
Seit Wien gehört zu einem DSS-Treffen ein touristisches Programm dazu. Befürchtungen, die nachfolgenden Treffen würden nun hinter dem Wiener Programm hintenanstehen und die DSS würde wieder zurückfallen, bestätigten sich nicht. Die Organisatoren der nachfolgen Jahreshauptversammlungen konnten das einmal gesetzte hohe Niveau halten und das jährliche DSS-Treffen als einen Höhepunkt im Kalender eines Sinatra-Fans etablieren. Versammlungen in Bern (2004), Gelsenkirchen-Buer (2005), Bremen (2006), Regensburg (2007), Leipzig (2008) und München (2009) sind den Teilnehmern in guter Erinnerung geblieben.
Neben diesen offiziellen Jahreshauptversammlungen haben sich eine ganze Reihe von regelmäßig und unregelmäßig stattfindenden inoffiziellen Sinatra-Fantreffen etabliert, bei denen stets viele DSS-Mitglieder anwesend sind. Was, wann, wo stattfindet, erfährt man im „Open Main Event“, DEM deutschsprachigen Sinatra-Forum schlechthin. Administrator Andreas Kroniger, der 2001 nach den oben erwähnten Streitigkeiten die DSS verlassen hatte, kehrte 2009 bei einem Jubiläumsfest der „The Main Event“-Seite wieder in die DSS ein – damit ist nun auch das Kapitel der zeitweise herrschenden Spannungen zwischen DSS und Main Event Geschichte.
VIII. Perspektiven
10 Jahre ist die DSS nun schon alt. Nach euphorischen Anfangstagen, einer problembehafteten Aufbauphase, Zeiten der Entspannung, Normalisierung und Professionalisierung ist es fast schon ein bißchen arg ruhig im Verein geworden. Vielleicht ist es daher auch ganz gut gewesen, als mit dem Vorschlag, die Versammlung 2010 außerhalb des Vereinsgebietes stattfinden zu lassen und der anschließenden hitzigen Diskussion mal wieder etwas Leben in die Foren kam. Wie wird es nun weitergehen?
Wird der Verein weiter wachsen oder ist der Zenit des Wachstums bald erreicht? Gibt es neue Ideen, Sinatra im deutschsprachigen Bereich wieder etwas populärer zu machen? Würde es Sinn machen, neben der alljährlichen Jahreshauptversammlung im Sommer ein kleineres Wintertreffen zu organisieren? Muß unsere Satzung nach zehn Jahren aktualisiert und angepaßt werden?
Lassen wir uns überraschen, wie es weitergeht. Ich freue mich auf ein hoffentlich erfolgreiches Treffen in Bonn und auf die nächsten zehn Jahre DSS.