Vorwort Voice 39

Liebe Sinatra-Freunde,

ziemlich viel Frühling in Wien, noch mehr Zufall auf der Kärnterstraße – und schon flanieren vier DSS-Mitglieder zu einer der saisonalen Attraktionen. Der Dixieland-Jazz wurde achtlos links liegengelassen, dabei war er besser als die kroatische Volkstanzgruppe, dafür war dort der G’spritzte angenehm kühl. Und plötzlich sehe ich sie: Tausende bunt gefärbte Ostereier. So ein Anblick weckt Assoziationen – ich dachte an die nächste Voice und ans Vorwort.

Unser Chefredakteur Andreas Bergmann hat eine gute und eine schlechte Nachricht: Er bittet um Nachsicht und Geduld, aber mehr paßt einfach nicht rein. Dadurch ist allerdings eine Voice mit unglaublich breiter Autorenschaft entstanden. Und hier gleich eine Bitte: Nicht nachlassen, auch wenn schon jetzt das nächste Heft nicht mehr leer ist.

Der zweifellos wichtigste Artikel stammt von Marcus Prost: Es ist die Einladung zum Jahrestreffen vom 24. bis 26. Juni (gleich nach Fronleichnam) in Potsdam bei Berlin. Das Programm ist vielfältig, nun, Marcus hat ja schon mit der englischen Königin üben können. Im Juni wird es dann ernst, da kommen dann wir. Auf ein Highlight freue ich mich ganz besonders: Der Sinatra-Kinoabend am Freitag in einem regulären Kino – mit Ankündigung im Großraum Berlin!

Nicht jeder von uns war schon am 20. Juli 1965 auf der Welt. Tony Fischer wird den Tag wohl nie vergessen. Es ist eine traurige Geschichte, die Geschichte einer verpaßten Gelegenheit – und dennoch war er der einzige von uns, der diesem historischen Ereignis ganz nah war – und wenigstens noch den feuchten Zement gesehen hat.

Wir bleiben in jenem spannenden Jahrzehnt. Gleich zu Beginn gründete Frank mit REPRISE jenes Plattenlabel, das vielen Musikern die Freiheit geben sollte, die er am intensivsten für sich selbst gesucht hat. Bernhard Vogel erzählt von der produktivsten Phase Sinatras.

Gegen Ende des Jahrzehnts hatten die Helden unserer Musik wenig zu lachen. 1968 schien selbst Frank das Glück zu verlassen. Interessant, wie sich Alex Schicke – eines unserer jüngsten Mitglieder – diesem spannenden Jahr nähert.

Tim Bialek geht noch weiter zurück und begibt sich auf die Suche nach Miss Untergrundbahn. Ein kleiner Hinweis: Es geht um die U-Bahn von New York, New York – mehr will ich nicht verraten.

In den letzten Monaten wollte ich schon gar keine Nachrichten mehr lesen. Die Todesmeldungen kamen Schlag auf Schlag. Bernhard Vogel widmet seine Abschieds-Rubrik „Farewell“ traditionell Personen mit besonderem Sinatra-Bezug:

  • Frank hat den Saxophonisten Buddy Collette für sein Album mit Peggy Lee geholt – und auch für „LA Is My Lady“.
  • Über Eddie Fisher haben Frank und Dino meist gespöttelt. Übrigens war er mit der ebenfalls kürzlich verstorbenen Liz Taylor verheiratet.
  • Bernard Schwartz kennt von uns jeder, und nicht nur als Franks Filmpartner. Nein, sagt Euch nichts? Na vielleicht unter seinem Künstlernamen: Tony Curtis.
  • TV-Produzent William Edward Self war ein Erfolgstyp. Logisch, daß er einst auch mit Frank gearbeitet hat – sowas klappt nicht immer.
  • Margaret Whiting ist eine weniger bekannte, aber große Interpretin des American Songbooks – sie zählte zu Franks absoluten Lieblingssängerinnen.
  • Der Komiker Charlie Callas war früher Schlagzeuger – bei Tommy Dorsey. Es gab später noch einige Berührungspunkte.
  • Trompeter Niel Parker kann man als einen langjährigen Weggefährten bezeichnen.
  • Elizabeth Garrett war Franks Filmpartnerin in jenem Streifen, in dem nicht nur Tim auf der Suche nach der U-Bahn-Schönen ist. Allerdings fuhr sie das Taxi. Es war nicht ihr einziger Film mit Frank.
  • Jane Russel war eine der großen Sex-Ikonen Hollywoods – logisch, daß es da Berührungspunkte mit Frank gab.

 

Drei verstorbene Personen bekommen ihren eigenen Nachruf:

Stefan Huber bringt uns John Barry näher. Ein überragender Filmkomponist, bei dem wohl nur ich zuerst an „Die Zwei“ denke. Unsterblich wurde er, weil von ihm so ziemlich alles stammt, was man musikalisch mit James Bond verbindet. Deshalb ist hier der Sinatra-Bezug wohl über Nancy stärker. Frank nahm einen einzigen John-Barry-Song auf: „Born Free“.

Thomas Gulz hat zur Feder gegriffen, um jenen Mann zu würdigen, der beim Griff in die Tasten sein persönliches Vorbild war: Sir George Albert Shearing. Die Beziehung zwischen Sinatra und Shearing war geprägt von größter gegenseitiger Hochachtung, ja geradezu Bewunderung. Schade, daß ein Wunsch Shearings nie in Erfüllung ging. Darüber mehr im Nachruf von unserem Mann am Klavier.

Noch jemand ist für immer verstummt. Wir haben lange überlegt, ob Stefan Huber oder ich den Nachruf schreiben sollten. Durch ihn habe ich schon als Kind zu Sinatra gefunden. Er war Sänger, er war Schauspieler, er war ein Komödiant wie er im Buche stand. Und er war selbst ein ganz großer Frank-Fan. Aber noch mehr war er einfach ein Stück meiner Heimatstadt. Ich bin froh, daß kein Österreicher, und schon gar kein Wiener, sondern Tim Bialek aus Bremen über Peter Alexander schreibt – Dankeschön.

 

In der letzten Ausgabe hat Ulrich Brietzke die Frage gestellt, ob jemand von uns 12 oder mehr Sinatra-Konzerte live erlebt hat. Diesmal stellt er die Frage, ob jemand von uns ein Sinatra-Konzert vor 1989 besucht hat.

Also, ich könnte diese Frage bejahen – aber es wäre ausgerechnet Wien Oktober 1984. Just über dieses Konzert schreibt schon in dieser Ausgabe Hermann Wallner. Und er hatte sichtlich die besseren Plätze.

Jetzt habt Ihr ein dickes Heft vor Euch, aber vergesst vor lauter Lesen nicht Eure Anmeldung für Potsdam, wo wir uns hoffentlich alle wieder sehen.

Bis dahin ein frohes Osterfest und natürlich ein herzliches

Keep swinging,

Alfred Terschak

Kommentare sind geschlossen.