Tony Bennett wird Ehrenmitglied der Deutschen Sinatra Society

Ende Januar 2002 schickte mir Mark Fox von der International Tony Bennett Appreciation Society eine gute Nachricht: Tony Bennett würde im Juli in Schottland und England mehrere Konzerte geben. Im ersten Moment Freude. Im zweiten Moment Verzweifelung – ausgerechnet im Juli, der Klausuren-Hochphase an der Uni! „Oh Mann, nicht schon wieder“, denke ich mir und erinnere mich an den Sommer 2000. Damals Tony in Hamburg und ich in der Uni. Nein, diesmal nicht! Wer weiß, wie oft Tony noch nach Europa kommt?Und überhaupt, es geht hier um Tony Bennett live in concert!

Der Entschluss war also gefasst, nun musste nur noch das Konzert ausgesucht werden, obwohl man von Aussuchen nicht sprechen konnte. Die knappe Zeit ließ nur eine Wahl: Glasgow 2. Juli 2002. Zu gerne wäre ich in die Royal Albert Hall in London ein paar Tage später gegangen, aber die Klausuren…..

In den nächsten Wochen wurden die Vorbereitungen getroffen, Flüge, Hotel und die Kartenbestellung. Am 2. Juli, am Tag des Konzerts, um 10.00h würde ich zusammen mit meiner Mutter, die auch ein großer Anhänger Tony Bennett’s ist, nach Glasgow fliegen, abends das Konzert besuchen und schon am nächsten Tag, übrigens meinem Geburtstag, wieder zurück.

Kurz vor dem 2.Juli dann eine Idee bzw. eine Frage: Wer hätte es mehr verdient erstes Ehrenmitglied unserer Society zu werden als Tony Bennett?

Nach dem ein oder anderen Gespräch mit unserem Präsidenten stand fest, dass wir uns darum bemühen sollten, nein mussten. So eine Gelegenheit kommt vielleicht nicht wieder. Vorher hatte ich schon mit Mark Fox Kontakt, der diese Idee auch gut fand und sicher war, dass sich Tony über eine solche Geste freuen würde. Viel Zeit war nicht mehr, um alles weitere zu organisieren. Es musste eine Urkunde verfasst und vor allem die näheren Umstände geklärt werden, wie wir Tony treffen könnten. Mark Fox gab mir die entscheidende Hilfe und Tipps, die schließlich zum Treffen mit Tony Bennett führen sollten. Die beste Möglichkeit unser zukünftiges Ehrenmitglied zu treffen, wäre beim Sound Check, ansonsten müsste ich versuchen etwas mit dem Manager auszumachen. Nachdem am Samstag per Express die Urkunde und das wundervolle Cover unseres letzten Magazins aus Berlin bei mir eintrafen und alles eingerahmt war, waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Jetzt mussten wir „nur“ noch am Dienstag Tony Bennett treffen.

Mit der „Battle Of The Baritones“ stimmten sich meine Mutter und ich uns auf dem Weg zum Flughafen auf den Tag ein. In Glasgow selbst blieb nicht viel Zeit. Direkt nach dem Check-In im Hotel gingen wir zur etwa 10min entfernten Glasgow Royal Concert Hall, um zunächst die hinterlegten Tickets für das Konzert abzuholen. An der Kasse spürte ich zunehmend Nervosität aufkommen, schließlich versucht man nicht jeden Tag Tony Bennett zu treffen. Der Mann an der Kasse war dann sehr nett und beschrieb uns ohne zu zögern den Weg zum Bühneneingang, wo ich mein Anliegen vortagen sollte.

Ok, dann mal los zur Stage Door! Die Nervosität wurde immer größer. Noch ist es ja keine ganz alltägliche Situation, zum Bühneneingang zu gehen, zu sagen, dass man von der Deutschen Sinatra Society kommt und gerne Tony Bennett treffen möchte. Irgendwie ging aber alles recht schnell und als ich nach Tony’s Manager Vance fragte, gab es gar keine Probleme mehr. Über Funk wurde Vance gerufen, der recht bald kam und dem ich unser Anliegen erklärte. Vance sagte, dass es alles gar kein Problem sei, Tony würde sich sehr darüber freuen und gerne unsere Mitgliedschaft annehmen! Wir sollten in etwa einer Stunde wieder kommen, dann würde nämlich auch Tony eintreffen. Schnell wurden wir noch in eine Liste am Empfang eingetragen: „Mr. Doerffler, German SinatraSociety“. Oh Mann, es war also geschafft! Wir würden tatsächlich Tony Bennett treffen!!

Bei den ganzen Gesprächen am Bühneneingang, zuerst mit dem Personal, dann mit dem Manager, war ich ja schon aufgeregt, aber im Vergleich zur Nervosität in der folgenden Stunde war das gar nichts…

Es mag zwar nicht so vernünftig klingen, wenn man als Nicht-Kaffeetrinker und bereits nervös genug zu Starbucks geht und sich einen Kaffee reinzieht, aber was soll’s! In der einen Stunde überlegt man natürlich, wie das Treffen über die Bühne gehen wird, was man sagen soll usw. Vor allem habe ich aber gehofft, mich nicht zu versprechen und irgendwelchen Blödsinn zu reden. Glücklicherweise ist ja meine Mutter dabei und ich mußte mir nicht alleine den Kopf zebrechen. Aber auch sie wurde langsam ein bisschen nervös…

Die eine Stunde Wartezeit ging trotz allem relativ schnell vorüber. In der Concert Hall wurden wir in einen Raum geschickt, in dem wir kurz warten sollten. Während wir den Raum betraten, hörten wir über Lautsprecher Tony’s Quartet beim Sound Check: „The Best Is Yet To Come“! Einen passenderen Empfang gibt es wohl nicht.

Danach spielten vor allem noch Lee Musiker am Klavier und Clayton Cameron an den Drums – Tony war anscheinend noch nicht angekommen. Dass ich immer noch ziemlich nervös war, brauche ich nicht zu erwähnen.

Nach etwa 15 min intensiven Wartens öffneten sich Aufzugtüren direkt neben mir und plötzlich steht da Tony Bennett!

Irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass er zu uns kommt und war etwas perplex. Meine Mutter und ich stehen natürlich sofort auf, während Tony freundlich lächelnd auf uns zu kommt – Tony eben! Während wir uns begrüßen, sagt er als erstes “it’s an honour to meet you“. Zum Glück funktioniert mein Englisch ganz normal – trotz der Nervosität – und ich antworte „No, it’s an honour for us to meet YOU“. Während ich uns vorstelle und gerade dabei bin zu sagen, dass wir von der „German Sinatra Society“ kommen, unterbricht mich auch schon Tony „Great, Great!“ Was ich genau gesagt habe, als ich ihm die Ehrenmitgliedschaft überreicht habe, weiß ich gar nicht mehr so genau. Jedenfalls habe ich ihm den Rahmen mit der Urkunde überreicht, den er sehr gerne annahm, sich ihn ansah und dabei sagte“I’m honoured, I’m really honoured“.Mit dem Rahmen in der Hand mussten dann natürlich sofort Fotos gemacht werden! Während wir uns fürs Foto aufstellten, sagte Bennett noch, dass er nicht mehr viel Zeit habe, da er ja den Sound Check machen müsse und sie [Vance und Tony] noch einen Interview Termin hätten. Vance war so freundlich zwei Fotos von meiner Mutter, Tony und mir zu machen. Bevor wir uns schließlich von Tony und Vance verabschiedeten, bekam ich noch ein Autogramm auf die letzte Ausgabe des Magazins der Tony Bennett Appreciation Society („To Michael – THANK YOU – Tony Bennett“). Als die beiden wieder in den Aufzug gingen, sah sich Vance den Rahmen genauer an. Während sich die Türen schlossen, konnten wir ihn noch hören. “Oh look how beautiful this is“.

Ehrenmitglied der DSS Tony Bennett

Danach mussten wir uns erstmal hinsetzen und das ganze Erlebnis etwas verdauen. Allerdings war es noch gar nicht zu Ende! Eine Minute nachdem sich Bennett von uns verabschiedet hatte, hörten wir ihn schon wieder über die Lautsprecher beim Sound Check. Als ob der Tag noch nicht schön genug gewesen war, hörten wir Tony, wie er (im Juli) „The Christmas Waltz“ sang und noch einen anderes Weihnachtslied. Da ich persönlich kein Problem damit habe, das ganze Jahr über Weihnachtsmusik zu hören, fand ich das sehr sympathisch. Inzwischen weiß ich, dass sich Bennett bereits auf ein Weihnachtsalbum vorbereitete, das er bald aufnehmen wird. Es folgte noch „In A Mellow Tone“ und wieder „The Christmas Waltz“. Nach über einer Stunde und einem kurzem Auf Wiedersehen und Danke an das Personal am Bühneneingang, verließen wir schließlich die Royal Concert Hall.

Draußen, direkt vor der Tür stand dann Tony’s Drummer, was mich zu einem „Oh, it’s Clayton Cameron!“ Ausruf motivierte. Clayton sah zu mir ’rüber, lächelte mich an und gab mir die Hand.

Den Abschluß dieses wunderbaren Nachmittags gab es bei einem (verdienten) Pint in ein Pub nicht weit entfernt. Ach ja, und der ursprüngliche Grund nach Glasgow zu fliegen, stand ja auch noch aus: Tony Bennett Live in Concert!….

Das Treffen mit Tony Bennett war wirklich ein besonderes Erlebnis. Ich könnte auch sagen, mein bisher wundervollstes Geburtstagsgeschenk. Bennett war in keinster Weise arrogant oder „abgehoben“, sondern sympathisch, nett und vor allem sehr freundlich – einfach Tony eben!

Zum Schluß möchte ich unbedingt Mark Fox von der International Tony Bennett Appreciation Society für die Hilfe und meiner Mutter für die Unterstützung vor Ort danken!

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