Liebe Sinatra-Freunde,
„I feel like I’m not out of bed yet“ – also das denke ich mir zwar oft, aber das ist jetzt nicht der Grund meines Einstiegs. Was will er denn damit, werden sich jetzt manche denken. Und ehrlich, wenn ich das jetzt so lesen täte, ich würde auch nicht sofort daran denken, dass das SO weitergeht:
„New York, New York, a wonderful town,
The Bronx up and the Battery’s down,
The people ride in a hole in the ground,
New York, New York, it’s a wonderful town“
Ja der Refrain kann schon was, aber ganz ehrlich, da hat der spätere Signature Song der Stadt, die niemals schläft, mindestens das wesentlich bessere Intro. Und trotzdem, es hat schon was, dass just der junge Frank einen Hit namens „New York, New York“ hatte, so rund ein Vierteljahrhundert vor seiner späteren Hymne der Stadt.
Damit sind wir schon mitten drinnen, in unserem Themenheft. Dass ich diesen Einstieg wähle hat viele Gründe. Erstens mag ich den Film: „On The Town“ (Heute geh’ wir bummeln) ist aus meiner Sicht ein Meilenstein in Franks Karriere, darum mochte ich auch, wenn Frank in späten Jahren das Publikum mit dem falschen Einstieg foppen wollte, und es erinnert mich an ein ganz persönliches Erlebnis, das ich allerdings in der Kategorie der unverzeihlichen Fehler abgespeichert habe. Im Disney-Store in Manhattan lagen sie zu Hundert: Schneekugeln mit Mickey Mouse als Freiheitsstatue. Der Kitsch geht noch weiter – Ihr merkt schon, ich ringe immer noch mit mir: Die Dinger waren absolut unverkäuflich, denn sie hatten auch noch eine Spieluhr eingebaut. Na gut, das sollte ja kein Nachteil sein. Aber eben diese Spieluhren waren der Grund, wieso das Ladenhüter waren. Da hat offenbar nur jemand eine Mail nach China geschickt und Frank Sinatras „New York, New York“ bestellt – und jetzt zirpten die Dinger fröhlich das „falsche“ „New York, New York“ vor sich hin – und ja, auch ich hab’ sie wieder zurückgelegt – ich könnte mich dafür heute noch in den Allerwertesten beißen. Wenn es wenigstens der Donald wäre, so dachte ich damals.
Abgesehen von der Ente aller Enten gab es wohl keinen berühmteren Amerikaner im Matrosenanzug als Frank Sinatra, und er wusste was zu tun ist: „The famous places to visit are so many, so the guidebook say, I told my grandpa I wouldn’t miss on any – in just one day. Gotta see the whole town, from the Yonkers on down to the bay, in just one day?“. Nun hatte bekanntlich Filmpartner Gene Kelly andere Pläne, und auch unser Hermann Wallner hatte da eine ganz andere Idee. Die Frage ist, was wollte er in einem einzigen Tag in New York? Die Antwort ist einfach: Ihn erleben – ja Frank persönlich – und das live im Madison Square Garden. Frank sprach im Film vom Großvater; Hermann war aus auf eine Story für die Urenkel – nun dafür fehlen im noch die Enkel, aber er kann die Geschichte ja uns erzählen.
Thema des Heftes ist also New York, und da muss man natürlich auch über die Hymne der Stadt schreiben, über das echte „The Theme From New, York, New York“, und das besorgt Bernhard Vogel. Und wer die Geschichte nicht kennt, weiß danach wieso man den Jahreswechsel nirgendwo sonst besser verbringen kann als am Times Square – abgesehen vom Gedränge halt.
Die Idee mit diesem themenbezogenen Heft hatte übrigens Alex Schicke, und er nahm sich auch der zwei schwierigsten Aufgaben an: Das Eintreiben der Artikel und die Erstellung der Hauptgeschichte: Die handelt von der berühmten „New York, New York-Box“. Diese Box sollte sich jeder zulegen, das ist – neben der Vegas-Box – die interessanteste Neuerscheinung der letzten Jahre. Und das Material ist hochgradig spannend. Und es ist gar nicht so einfach, darüber objektiv zu schreiben. Denn zumindest bei einem der Konzerte gibt es keine Objektivität – wohl bei niemandem von uns. Schön auch die Eindrücke vom Video – und trotz seiner extrem umfangreichen Jazz-Erfahrung ist Alex ja einer unserer Jüngsten. Interessanter Aspekt, ob heute ein auf der Bühne rauchender Sinatra wirkliche ein Skandal wäre?
Der wahre Sinatra-Fan muss bei einem New York-Trip natürlich auch den Hudson-River queren, und Volker Weber hat das auch gemacht. Natürlich gibt es für unsereins da nur ein einziges Ziel: Natürlich ist da von Hoboken die Rede, jenem Ort, in dem einst Frank aufgewachsen ist, ein Ort der so nahe bei Manhattan liegt, und doch so weit weg ist (oder war). Und Volker hat etwas mit Frank gemeinsam, er empfiehlt für die Rückfahrt die Fähre – ein Tipp der mir bei meiner Geschichte helfen hätte können.
Hoboken ist aber nicht nur Franks Geburtsort mit prachtvoller Aussicht, Hoboken stand auch Pate für das Musikprojekt eines unserer Mitglieder: Pat „Sunny“ Spring ist der Künstlername, und das Projekt nennt sich „Hoboken Songbook“ – und damit ist klar, da macht wer auf Sinatra – und das macht er gut.
Marc Rothballer verlässt den roten Faden dieses Heftes, aber er kann nichts dafür, denn sein Text gilt dem „Sinatra in Turnschuhen“. So nennt ihn die Presse. Die Rede ist von Jamie Cullumn, und weil der in München aufgetreten, und Marc auch noch vor Ort war, bringt er eine Konzertrezension. Lassen wir den Englischen Garten als Central Park durchgehen und erfreuen wir uns des Beitrags – außerdem gibt es dort die besseren Bretz’n.
Es hätte eine weit hochgeistigere Rezension sein können, aber so wie es aussieht ist die Flasche noch ungeöffnet. Unser Gewinnspielsieger Klaus Lampe belässt es bei der Vorfreude auf seinen Jack Daniels „Sinatra-Edition“. Von dieser Stelle aus eine neidvolle Gratulation an den glücklichen Sieger.
Und wenn wir schon in Deutschland angelangt sind, dann möchte ich die Gelegenheit nützen, um auf das kommende Jahrestreffen hinzuweisen. Bitte gleich die Gelegenheit nützen, und sofort anmelden: Jahrestreffen 2014 –15.-17.08.2014 in Frankfurt am Main.
Bis dahin verbleibe ich, mit traditionell swingendem Gruß,
Euer Alfred